Böhmisches Pils (UG) - zu hohe Temperaturen

Hier kommt alles rein, was woanders keinen Platz hat.
Antworten
frankef
Neuling
Neuling
Beiträge: 4
Registriert: Montag 29. Januar 2024, 19:35

Böhmisches Pils (UG) - zu hohe Temperaturen

#1

Beitrag von frankef »

Hallo zusammen, wir (ein paar Freunde und ich) sind blutige Anfänger.
Wir haben uns einen Klarstein XL, einen Fermzilla 55L, 3 NC Kegs und ne CO2 Flasche gekauft.

Bei unseren zweiten Versuch haben wir letztes Wochenende 40L Böhmisches Pils mit den Zutaten und Rezept von
https://brauen.de/malzpaket-boehmisches ... ember-2016 (mit der Gozdawa CzechPils Hefe) gebraut.

Die Hefe kann laut Verpackung zwischen 9 und 20 Grad arbeiten, ideal bei 14 Grad.
Leider ist unsere "Braugarage" diese Woche etwas warm geworden. Am Do Mittag hatten wir in der Spitze 20 Grad im Raum. Unser Bier (Temperaturfühler im Tank) hatte dann schon 17,5 Grad. Wir haben es dann mit Eiswürfeln draußen am Fermzilla Behälter abgekühlt bis es ca. auf 13,4 Grad war, jetzt ist es wieder bei 15,7 Grad.
Die Vergärung hat durch die (vielleicht etwas schnelle Abkühlung) nach der Kühlung deutlich nachgelassen und scheint jetzt zum Stillstand gekommen zu sein.

Denkt ihr man kann das noch trinken? Oder was kann man noch tun um es zu retten?

Vielen Dank und Gruß
Frank
Dateianhänge
temp.JPG
temp.JPG (17.03 KiB) 730 mal betrachtet
Benutzeravatar
FlorianTH
Administrator
Administrator
Beiträge: 640
Registriert: Dienstag 23. Juli 2019, 09:52
Wohnort: Brandenburg | OHV

Re: Böhmisches Pils (UG) - zu hohe Temperaturen

#2

Beitrag von FlorianTH »

Bier wird es immer! :Drink

Spaß beiseite: Probieren, nochmal brauen (mit einem anderen/niedrigerem Temperaturprofil) und noch mal probieren. Den Einfluss der Nebengärprodukte solltet ihr so herausschmecken können.

Wenn euer Bier nicht trinkbar ist, dann war das halt ein Braugang für das Abwasser. Und wenn es trotzdem mundet, dann ist es doch gut. :thumbsup
Viele Grüße
Florian 🍻
Benutzeravatar
maecki-maecki
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 918
Registriert: Mittwoch 30. März 2022, 22:17

Re: Böhmisches Pils (UG) - zu hohe Temperaturen

#3

Beitrag von maecki-maecki »

Temperatursturz mag die Hefe natürlich nicht. Etwas Durchmengung kann da wieder helfen (Schütteln oder wenn Conical dann CO2 unten einblasen).

Insgesamt sind hohe Gärtemperaturen (und da zähle ich auch die 14° schon dazu) bei den untergärigen Hefen halt mit Gärnebenprodukten verbunden, die man in einem Pils nicht erwartet oder haben mag. Schmeckt wahrscheinlich deutlich fruchtiger/estriger als geplant…

Mäcki
Andlix
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 489
Registriert: Montag 12. Juli 2021, 07:02

Re: Böhmisches Pils (UG) - zu hohe Temperaturen

#4

Beitrag von Andlix »

Böhmisches Pils ist auch schon ein sehr anspruchsvolles Bier. Ohne Kühlschrank nur schwer machbar, vielleicht in der kalten Jahreszeit. Vor allem die ersten Stunden sollte die Temperatur passen. Bei der Hefe sollte es etwa 11-12 Grad haben.

Unter Druck kann man die Temperatur höher haben, funktioniert aber auch nicht bei jedem Stil.

Ich denke mit typisch Böhmisch wird es eh schwer. Für den Anfang könnt ihr es auch mit Lager-Style versuchen, also mit Hefen wie Lutra. Gibt auch Nova Lager, die mit höheren Temperaturen funktioniert, aber die sollte auch nicht zu warm werden.
frankef
Neuling
Neuling
Beiträge: 4
Registriert: Montag 29. Januar 2024, 19:35

Re: Böhmisches Pils (UG) - zu hohe Temperaturen

#5

Beitrag von frankef »

Vielen Dank Euch!!

Ein Kumpel war gerade mal in der Garage. Im Gärbottich ist wieder Bewegung (8 blub/min).
Aber dann würde ich vielleicht doch nochmal etwas kühlen (Kühlakkus) und mit einem Spundventil (1bar) verschließen, um bissl Gegendruck für die Hefe zu erzeugen.
(Vor Druckgärung hatte ich bisher noch Respekt)
Benutzeravatar
Räuber Hopfenstopf
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2170
Registriert: Mittwoch 15. Juli 2020, 07:50

Re: Böhmisches Pils (UG) - zu hohe Temperaturen

#6

Beitrag von Räuber Hopfenstopf »

Die Temperatur sollte während der Gärung nicht absinken. Das mag die Hefe nicht. Ihr seid leider mit der komplizierten Disziplin „untergärig“ gestartet. Das funktioniert eigentlich nur mit kontrollierter Gärung im Kühlschrank oder mit Kühlaggregat. Oder zur Not (gleichmäßig) kühlen Keller. Einfach mal schauen, was dabei rauskommt. Und schaut euch unbedingt den Restextrakt vor dem Abfüllen an. Das Bier muss durchgegoren sein.
Viele Grüße
Björn

Allen wird bekannt gemacht, dass keiner in die Jeetze kackt - denn morgen wird gebraut.
Steht am Bierbrunnen in Salzwedel
Duc1302
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 210
Registriert: Mittwoch 5. April 2023, 20:36

Re: Böhmisches Pils (UG) - zu hohe Temperaturen

#7

Beitrag von Duc1302 »

frankef hat geschrieben: Samstag 4. Mai 2024, 12:29 Hallo zusammen, wir (ein paar Freunde und ich) sind blutige Anfänger.
Wir haben uns einen Klarstein XL, einen Fermzilla 55L, 3 NC Kegs und ne CO2 Flasche gekauft.

Bei unseren zweiten Versuch haben wir letztes Wochenende 40L Böhmisches Pils mit den Zutaten und Rezept von
https://brauen.de/malzpaket-boehmisches ... ember-2016 (mit der Gozdawa CzechPils Hefe) gebraut.

Die Hefe kann laut Verpackung zwischen 9 und 20 Grad arbeiten, ideal bei 14 Grad.
Leider ist unsere "Braugarage" diese Woche etwas warm geworden. Am Do Mittag hatten wir in der Spitze 20 Grad im Raum. Unser Bier (Temperaturfühler im Tank) hatte dann schon 17,5 Grad. Wir haben es dann mit Eiswürfeln draußen am Fermzilla Behälter abgekühlt bis es ca. auf 13,4 Grad war, jetzt ist es wieder bei 15,7 Grad.
Die Vergärung hat durch die (vielleicht etwas schnelle Abkühlung) nach der Kühlung deutlich nachgelassen und scheint jetzt zum Stillstand gekommen zu sein.

Denkt ihr man kann das noch trinken? Oder was kann man noch tun um es zu retten?

Vielen Dank und Gruß
Frank
Vielleicht hilft euch fürs nächste Mal mein Video:
https://youtu.be/_rm4FtTiXDE
Gruß
Alwin
Benutzeravatar
Kurt
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 4379
Registriert: Dienstag 2. September 2003, 18:36
Wohnort: Ulm

Re: Böhmisches Pils (UG) - zu hohe Temperaturen

#8

Beitrag von Kurt »

Erstmal abwarten wie das Bier wird. Zu Beginn der Gärung passte die Temperatur ja. Betrachtet die hohen Temperaturen als Diacetylrast ;)

Die machen das sogar absichtlich und nennen es „Quick Lager“:
https://brulosophy.com/methods/lager-method/
Benutzeravatar
Sura
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3568
Registriert: Montag 2. November 2015, 22:37

Re: Böhmisches Pils (UG) - zu hohe Temperaturen

#9

Beitrag von Sura »

Ich schliesse mich Kurt an. Entspannt bleiben. Habt ihr eine lange Pipette zum abziehen von ein paar Tropfen und ein Refraktometer? Dann heute testen, und mitte der Woche, und am Ende der Woche. Wenn sich da nichts mehr tat, abfüllen und hoffen. Ich halte nichts vom Spruch das es immer Bier wird, aber ihr habt jetzt schon Erfahrungen gesammelt warum das früher im Winter im kalten (temperaturstbilen) Keller vergoren wurde ;)

UG ist für den Anfang nicht unbedingt etwas. Nehmt für Versuch zwei eine robuste, zuverlässige Hefe. Z.b. die S33 bei 18°C, daß klappt schnell und problemlos. Kein Pils, klar, aber doch relativ sauber.
"Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem."
(Karl Valentin)
frankef
Neuling
Neuling
Beiträge: 4
Registriert: Montag 29. Januar 2024, 19:35

Re: Böhmisches Pils (UG) - zu hohe Temperaturen

#10

Beitrag von frankef »

Vielen Dank Euch!

Da es wieder blubbert, lassen wir das jetzt mal einfach weiter gären. Wir haben noch 2 Kühlakkus dran gepappt, Temperatur liegt jetzt relativ stabil bei 15 Grad (ja ich weiß zu warm, aber tiefer geht mit unseren Mitteln gerade nicht).
Und ich habe jetzt ein Spundventil dran gemacht, damit sich bissl CO2 Druck (bis 1bar) aufbaut.

Nächsten Sonntag wollen wir dann abfüllen. Schadet ja bestimmt nicht, wenn wir das (dann vermutlich längst) fertig vergorene Bier etwas länger im Gärbehälter lassen, oder?
Benutzeravatar
Sura
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3568
Registriert: Montag 2. November 2015, 22:37

Re: Böhmisches Pils (UG) - zu hohe Temperaturen

#11

Beitrag von Sura »

frankef hat geschrieben: Sonntag 5. Mai 2024, 15:13 Vielen Dank Euch!

Da es wieder blubbert, lassen wir das jetzt mal einfach weiter gären. Wir haben noch 2 Kühlakkus dran gepappt, Temperatur liegt jetzt relativ stabil bei 15 Grad (ja ich weiß zu warm, aber tiefer geht mit unseren Mitteln gerade nicht).
Und ich habe jetzt ein Spundventil dran gemacht, damit sich bissl CO2 Druck (bis 1bar) aufbaut.

Nächsten Sonntag wollen wir dann abfüllen. Schadet ja bestimmt nicht, wenn wir das (dann vermutlich längst) fertig vergorene Bier etwas länger im Gärbehälter lassen, oder?
Nein, solange ihr den Deckel immer schön zugelassen habt und Proben mittels Pipette aus dem Loch für den Gärspund gezogen habt, kann da eigentlich nichts passieren. Besser ein paar Tage länger drauflassen als zu früh abfüllen.

Und wegen der Temperatur mach dir keinen Kopf, zumindest habt ihr (wie Kurt schon schrub) keine Diacetylprobleme, das ist ja auch schonmal was. :Greets
"Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem."
(Karl Valentin)
Benutzeravatar
bierfaristo
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 532
Registriert: Freitag 4. November 2016, 19:44

Re: Böhmisches Pils (UG) - zu hohe Temperaturen

#12

Beitrag von bierfaristo »

Hinzu kommt, dass es so wie ich das lese, euer erster Sud ist. Der wird bei vielen, unabhängig vom tatsächlichen Ergebnis, sehr positiv wahrgenommen. Frei nach dem Motto: "Seht her, ich habe Bier gebraut." War bei mir auch so. Heute würde ich das Ergebnis wohl eher mit gemischten Gefühlen betrachten.
Und ihr habt euch immerhin einige Gedanken gemacht und potentielle Fehler erkannt um euch zu verbessern. Das habt ihr anderen auch voraus...
Fühle mich oft unverstanden, bin vermutlich ein Genie.
Benutzeravatar
Ras Tafaric
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 295
Registriert: Montag 31. Juli 2023, 17:16

Re: Böhmisches Pils (UG) - zu hohe Temperaturen

#13

Beitrag von Ras Tafaric »

Das erste Bier wird sowieso immer das beste, egal was für ein finsterer Sud es wird.
Fürs nächste Mal dann ganz genau planen wie es aussieht. Guck für mein Obergäriges tatsächlich nach dem Wetterbericht, ob ich die 18°C in der Kammer halten kann oder es zu warm wird. Deswegen hiess es ja im Mittelalter von Georgi (23. April) bis Michaeli (29. September) ist Braupause (also zumindest für Obergäriges ohne Kühlschrank.

Berichte mal, wie es sich weiter entwickelt. Den Temperatursprung scheint die Hefe ja überlebt zu haben, auch wenn ich denk dass ihr ein paar Mutanten gezüchtet habt, die dem Geschmack nicht ganz zuträglich sind. Denke aber, dass die stürmische Gärung durch war, bevor das passiert ist, sodass der Geschmack nicht versaut ist.
----------------------------------------------
De gustibus non est disputandum.
frankef
Neuling
Neuling
Beiträge: 4
Registriert: Montag 29. Januar 2024, 19:35

Re: Böhmisches Pils (UG) - zu hohe Temperaturen

#14

Beitrag von frankef »

Aktuell läuft die Gärung weiter. Der Druck baut sich aber sehr langsam auf. Auf 1 Bar kommen wir da aber nicht mehr, wenn das so weiter geht :-)
Dateianhänge
press.JPG
press.JPG (12.7 KiB) 171 mal betrachtet
Antworten