Zu früh abgefüllt?

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williams.rorvik
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Zu früh abgefüllt?

#1

Beitrag von williams.rorvik »

Guten Morgen

Das Thema wurde schon vielfältig behandelt, aber ich weiss gerade nicht weiter.

Ich habe gestern einen Sud abgefüllt, der augenscheinlich noch nicht vollständig vergoren war. Gebraut am 07. April mit 50% Pilsner Malz, 30% Weizenmalz und 20% Haferflocken. Kombirast bei 67 Grad für 75 Minuten. Angestellt mit der K-97. Anfängliche Gärtemperatur bei 18 bis 19 Grad, danach ist die Kellertemperatur langsam von 18 Grad auf gute 15 Grad gefallen. Ich war gute drei Wochen in den Ferien und erwartete, dass der Sud nach vier Wochen vollständig durch sei. Leider habe ich erst nach dem Abfüllen in Bügelflaschen gemessen, dummer Fehler nach mittlerweile 30 Suden.
Stammwürze 14 Grad Plato vor dem Anstellen, gestern gemessener Extrakt beim Jungbier 4.5 Plato. Das sind gerade mal 68% scheinbarer Endvergärungsgrad, bei normalerweise um die 80% bei der K-97.
Karbonisiert mit Zucker, der mittels Dosierhilfe in die Flasche vorgelegt wurde (ca. 3,7 Gramm pro Flasche, wie immer).

Was erwartet mich nun? Flaschenbomben? Ich habe leider die nächsten zwei Tage keine Zeit den Sud nochmals in den Gärbehälter zu geben und ausgären zu lassen, wie hier teils schon angeraten wurde.
Kann ich auch täglich entlüften, oder ggfs. alle Bügelflaschen öffnen, resp. nicht ganz verschlossen lassen bis der Druck normal ist?
Oder besteht auch die Möglichkeit, dass die K-97 in diesem Fall gar nicht weiter vergären konnte?

Danke und Gruss
Frank
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maecki-maecki
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Re: Zu früh abgefüllt?

#2

Beitrag von maecki-maecki »

Bevor die Hektik losgeht: bei den Werten bist Du Dir 100% sicher? Das ist Plato und nicht Brix, Alkoholfehler ist rausgerechnet etc.?

Falls ja: Da fehlen noch 1,8° P zu den 80%. Eine Daumenregel zur Ballingformel sagt, 2 Gramm Extrakt machen 1 Gramm CO2, würde in Deinem Fall auf ca 0,9g/l extra CO2 hinauslaufen. Zusammen mit den 7,4 Gramm Zucker kommst Du auf 9,2 g Extrakt pro Liter und damit bei 18°auf eine Karbonisierung von 6.4g/l CO2 und 2.7 bar.
Das ist ungefähr das Niveau von Hefeweizen, die Flaschen sollten das abkönnen. Ob Dir das sprudelige Bier dann schmeckt musst Du selber wissen …

Ein paar mal entlüften entschärft das gegebenenfalls massiv, bei Bügelflaschen ist das ja problemlos.

Und bitte sei vorsichtig, obige Rechnung ist ohne Gewähr..

Mäcki

Edit: Bin von 0,5 Liter Flaschen ausgegangen, wenn Deine kleiner oder größer sind muss neu gerechnet werden…
Edit2: :achtung :achtung Dieck hat recht, ich habe da einen Rechenfehler drin!!
Zuletzt geändert von maecki-maecki am Mittwoch 8. Mai 2024, 17:36, insgesamt 1-mal geändert.
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dieck
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Re: Zu früh abgefüllt?

#3

Beitrag von dieck »

Ich hatte parallel das auch mal als Rechenaufgabe wahrgenommen und angefangen :)

80% erwarter sEVG hätte 2.8° erreicht.
Der Unterschied von 1.7°P (passt noch zu maecki) entspricht ca. 17g Extrakt/Zucker pro Liter. (hier sind wir um Faktor 10 auseinander?)

Ich bin nach wiki/doku.php/extraktgehalt gegangen:
"Bei einer Temperatur von 20 Grad Celsius entspricht ein Grad Plato einem Gramm Extrakt in 100 Gramm Würze, also einem Masseprozent (%mas), oder ca. 10g Extrakt (Zucker) pro Grad Plato pro Liter."

Bei meiner weiteren Berechnung komme ich dann auf 17g + 2*3.7g = 24.4g Zucker in der Nachgärung.
Das wären dann spritzige 14g/L CO², und bei 15°C wären das wohl ~6.3bar.

Das Internet meint, Bierflaschen sind (neu) bis 4bar vorgesehen.
(und eine Quelle die sich bei Google an vorderste Front drängt spricht von 10 bis 40 bar, was ich nicht glauben kann)

Also ja, das wären dann wohl Flaschenbomben.

Entlüften ist natürlich eine Option, wenn ausgären nicht klappt.
Die Frage ist ein bisschen, wie schnell geht die K97 in der Flasche voran, wie häufig muss man entlüften.
Ich würde ein Flaschemanometer nehmen und gut im Auge behalten, und die restlichen Flaschen etwas kälter stellen, damit sie langsamer laufen als die Manometer-Flasche.

Und auf jeden Fall "sicher" verstauen, z.B. in Plastikwannen (für auslaufendes) und mit Deckel oder zumindest Handtüchern drüber (damit die Zimmerdecke nix abkriegt und kein Glas durch die Gegend fliegen kann)


Alle Angaben ohne Gewähr auf korrekte Berechnung ;)
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Re: Zu früh abgefüllt?

#4

Beitrag von Juergen_Mueller »

Wie sah denn das Bier aus, war es klar?
War der Sud jodnormal? Ich frage wegen der Haferflocken.
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Gruß
Jürgen
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Sura
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Re: Zu früh abgefüllt?

#5

Beitrag von Sura »

Knifflige Sache. Die 80% VG Angaben finde ich immer schwierig, aber 12% SVG weniger sind auch ein Stückchen. Dazu müsstest du bei der Kombirast schon arg nach oben verrutscht sein. Allerdings hattest du auch Weizen und Flocken dabei, aber auch 75min Kombirast..... hm.

Eine Fehlerquelle könnte aber sein, das du erst nach der Zuckerzugabe die Stammwürze gemessen hast? Und wie hast du gemessen? Spindel oder Refraktometer. Hast du wenigstens eine Flasche mit einem Flaschenmanometer?
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williams.rorvik
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Re: Zu früh abgefüllt?

#6

Beitrag von williams.rorvik »

Danke Euch erstmal für die schnellen Antworten.

Der Sud war jodnormal. Er war relativ trüb.
Werte sind in Plato, habe immer gespindelt.
Die Stammwürze habe ich mit dem letzten Rest aus dem Gärbehälter gemessen, nach der Abfüllung in Flaschen. Die Probe war ohne Zuckerzugabe.
Ein Flaschenmanometer habe ich leider nicht.
Mir bleibt dann wohl nur regelmässiges entlüften.
Oder kann ich auch die Flaschen für z.B. eine Woche leicht öffnen, bis der Überdruck durch sein könnte?
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dieck
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Re: Zu früh abgefüllt?

#7

Beitrag von dieck »

williams.rorvik hat geschrieben: Mittwoch 8. Mai 2024, 10:56 Oder kann ich auch die Flaschen für z.B. eine Woche leicht öffnen, bis der Überdruck durch sein könnte?
Das Problem damit ist, wenn du den Zeitpunkt verpasst an dem die Hefe alles abgearbeitet hat, ist nachher halt keine Kohlensäure mehr im Bier.
Du müsstest dann neu aufzuckern, hättest entsprechend nochmal mehr Alkohol im Bier, und dickeren Bodensatz.
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Re: Zu früh abgefüllt?

#8

Beitrag von OS-Schlingel »

...schade ist eigentlich nur, dass bei den Flaschenbomben der Boden und nicht der Deckel weggeht.
Andernfalls könntest Du so den Deckel wegschnippen....

Gruß vom Schlingel
Or kindly when his credit's out
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Re: Zu früh abgefüllt?

#9

Beitrag von Juergen_Mueller »

williams.rorvik hat geschrieben: Mittwoch 8. Mai 2024, 10:56 (...)

Der Sud war jodnormal. Er war relativ trüb.
(...)
Ich kenn mich zwar mit der Vergärung von Haferflocken nicht aus, aber eine vollständige Verzuckerung und eine Trübung nach 3 wöchiger Obergärung deutet meiner Erfahrung nach auf einen zu hohen pH-Wert hin.
Vermutlich war während des Maischens die Alpha-Amylase aktiver als die Beta-Amylase und hat somit überwiegend für die Verzuckerung gesorgt. Als Folge daraus entstanden mehr unvergärbare Zucker. Somit ließe sich ein unerwartet niedriger VGs erklären.
Daher denke ich, das dein Sud ausgegoren war und deshalb keine Flaschenbomben zu erwarten sind. Eine Garantie übernehme ich jedoch nicht.
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Gruß
Jürgen
DerDallmann
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Re: Zu früh abgefüllt?

#10

Beitrag von DerDallmann »

Die Hefe braucht ewig, bis sie sedimentiert. Das kann also daran liegen.
Mfg

Johst
williams.rorvik
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Re: Zu früh abgefüllt?

#11

Beitrag von williams.rorvik »

Dann bleibt mir letztendlich nur regelmässig zu entlüften.
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maecki-maecki
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Re: Zu früh abgefüllt?

#12

Beitrag von maecki-maecki »

dieck hat geschrieben: Mittwoch 8. Mai 2024, 10:17 Der Unterschied von 1.7°P (passt noch zu maecki) entspricht ca. 17g Extrakt/Zucker pro Liter. (hier sind wir um Faktor 10 auseinander?)
Mist, Du hast recht! Ich habe da wirklich einen Faktor 10 verschludert also absolut Flaschenbombenalarm!

Mäcki
JackFrost
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Re: Zu früh abgefüllt?

#13

Beitrag von JackFrost »

williams.rorvik hat geschrieben: Mittwoch 8. Mai 2024, 17:19 Dann bleibt mir letztendlich nur regelmässig zu entlüften.
Wenn du einen Kopfraum wie im "Kaufbier" hast dann kannst du mit jedem Entlüften, wenn sich also das Gleichgewicht wieder eingestellt hat,
3% CO2 abbauen. Mehr ist nicht im Kopfraum.

Wenn du einen sehr kleinen Kopfraum hast, dann entsprechend weniger.

Gruß JackFrost
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Magnetrührer
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dieck
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Re: Zu früh abgefüllt?

#14

Beitrag von dieck »

JackFrost hat geschrieben: Mittwoch 8. Mai 2024, 21:19 Wenn du einen Kopfraum wie im "Kaufbier" hast dann kannst du mit jedem Entlüften, wenn sich also das Gleichgewicht wieder eingestellt hat,
3% CO2 abbauen. Mehr ist nicht im Kopfraum.
D.h. wenn wirklich der Worst Case mit ~14g/L CO² eintritt, braucht man nur um die 30x entlüften (und warten bis es wieder aufbaut) um bei 5.5g/L CO² zu landen :)
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Re: Zu früh abgefüllt?

#15

Beitrag von williams.rorvik »

Ich wollte gerade fragen.... also 30x entlüften?!
Und wann ist der jeweilige Zeitpunkt jeweils gekommen?
Wenn es schon herausschäumt oder wenn es nur ein sanftes Zischen ist?
Zoigl Jehovas
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Re: Zu früh abgefüllt?

#16

Beitrag von Zoigl Jehovas »

Ich würde auf jeden Fall an Deiner Stelle eine Flasche oder eine Probe deutlich wärmer stellen und schauen, ob sich was tut. Immer wieder messen. Quasi eine verspätete Schnellgärprobe. Den Rest würde ich erstmal kälter stellen, so um die 15°C, da arbeitet die K-97 noch, aber nicht so schnell. Und ich würde Dir dringend zu einem Flaschenmanometer raten, auch nachträglich noch.

Grüße
Martin
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Re: Zu früh abgefüllt?

#17

Beitrag von williams.rorvik »

Danke für den Tipp. Ich habe jetzt zwei Flaschen bei 21 Grad stehen. Der Rest steht weiter im Keller bei 15,5 Grad und zugedeckt.
Aufgrund der eher tiefen Temperatur im Keller hatte ich auch die Vermutung, dass mir die K-97 eingeschlafen ist.
Zoigl Jehovas
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Re: Zu früh abgefüllt?

#18

Beitrag von Zoigl Jehovas »

Wenn Du kein Manometer hast, würde ich allerdings die wärmer gestellten Flaschen opfern und den Bügelverschluß nur auflegen, nicht dass die Dir um die Ohren fliegen.
Mein Lieblingstier ist der Zapfhahn.
williams.rorvik
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Re: Zu früh abgefüllt?

#19

Beitrag von williams.rorvik »

Dann kann ich aber nicht wirklich beurteilen, ob Druck auf die Flaschen kommt oder nicht, wenn ich sozusagen die Flaschen offen lasse.
Zoigl Jehovas
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Re: Zu früh abgefüllt?

#20

Beitrag von Zoigl Jehovas »

williams.rorvik hat geschrieben: Mittwoch 8. Mai 2024, 22:44 Dann kann ich aber nicht wirklich beurteilen, ob Druck auf die Flaschen kommt oder nicht, wenn ich sozusagen die Flaschen offen lasse.
Das kannst Du natürlich nur durch Messungen beurteilen.

Sinn und Zweck der Übung ist ja auch, durch die höhere Temperatur bessere Gärbedingungen zu schaffen und festzustellen, ob das Bier noch weiter runter vergärt und wenn ja, wie weit. Dazu musst Du natürlich regelmässig messen. Du holst Dir dadurch quasi einen Vorsprung zum kälteren Bier, einen Blick in die Zukunft. Das wärmer gestellte Bier dient nur für die Messungen.

Ich lese gerade, Du misst mit der Spindel. Ich habe damit keine Erfahrung, ich messe mit Refraktometer, aber theoretisch kannst Du ja den Spindelzylinder mit Bier füllen und warm stellen und dann immer messen, wie weit der Restextrakt noch runter geht. Dazu muss natürlich der Zylinder vorher möglichst keimfrei sein, sonst kann das das Ergebnis verfälschen, und natürlich auch die Spindel. Oder Du nimmst Dir halt bei jedem Mal messen eine neue Probe aus einer warmen Flasche.
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