Pool Lab 1.0 für die Analyse der Restalkalität

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jung.step
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Pool Lab 1.0 für die Analyse der Restalkalität

#1

Beitrag von jung.step »

27.06.2023 Edit: Umfangreiche Änderung nach Nachfrage beim Hersteller und intensiver Recherche

Hallo,

während der Pandemie habe ich für meine Kinder einen Pool angeschafft und für die Wasserhygiene ein Photometer "Pool Lab 1.0" gekauft. Dieses Teil kann u.a. die Alkalität (also die Karbonathärte), die Gesamthärte und die Calciumhärte des Wassers bestimmen. Bei der Beschäftigung mit dem Thema Brauwasser, kam mir der Gedanke mein Messgerät einer weiteren - viel wertvolleren - Nutzung neben der Poolwasseranalyse zuzuführen.

Informationen zu dem Teil und was es kann hier
https://www.https://poollab.org/v1/de/download
https://https://poollab.org/v1/de

Nach weiterer Recherche und telefonischer sowie schriftlicher Rücksprache beim Hersteller, werden die Alkalität (entspricht der Karbonathärte), die Calcium-Härte und zusätzlich die Gesamthärte gemessen. Aus der Differenz von Gesamthärte und Calciumhärte erhält man dann die Magnesiumhärte. Worauf allerdings zu achten ist, ist dass die amerikanische Einheit mg/l CaCO3 für die Messung genutzt wird.

Karbonathärte
1°dH = 17,8 mg/l CaCO3 (ppm) ---> Also Messwert in mg/l durch 17,8 teilen und man hat die Carbonathärte in °dH. Für die Umrechnung in HCO3 (Hydrogencarbonat) wird noch 1°dH KH =0,36 mmol/l = 21,8 mg/l HCO3 benötigt. Dazu den zuvor berechneten Wert in °dH mit 21,8 multiplizieren. Der Wert der hier herauskommt entspricht dem HCO3-Wert den man beim Wasserrechner von MMuM eingeben muss.

Magnesiumhärte
1° dH = 0,178 mmol/l Mg= 4,33 mg/l Magnesium --> Wie oben beschrieben ergibt sich die Magnesiumhärte aus der Differenz der Gesamthärte - Calciumhärte. Also den so berechneten Wert in mg/l CaCO3 zunächst durch 17,8 teilen und man hat den Anteil Magnesiumhärte in °dH. Will man jetzt in mg/l umrechnen muss die Magnesiumhärte mit 4,33 multipliziert werden. Mit diesem Wert kann man ebenfalls in den einschlägigen Wasserrechner gehen.

Calciumhärte
1° dH = 0,178mmol/l Calcium = 7,14 mg/l Calzium --> Also Messwert in mg/l CaCO3 zunächst durch 17,8 teilen und man hat den Anteil Calciumhärte in °dH. Will man jetzt in mg/l umrechnen muss die Magnesiumhärte mit 7,14 multipliziert werden. Mit diesem Wert kann man natürlich auch wieder in den einschlägigen Wasserrechner gehen.

Daraus ergibt sich für mich folgende Vorgehensweise
1. Alkalität messen = Carbonathärte in mg/l CaCO3
2. Calciumhärte messen = Calciumgehalt in mg/l CaCO3
3. Gesamthärte messen = Calciumgehalt + Magnesiumgehalt in mg/l CaCO3
4. Magnesiumhärte = Gesamthärte - Calciumgehalt (alles in mg/l) CaCO3
5. Gemäß oben stehenden Umrechnungsfaktoren entweder direkt in °dH umrechnen und so die Restalkalität berechnen - oder in den Wasserrechner von MMuM gehen und mit dem HCO3-Wert und den in mg/l umgerechneten Werten arbeiten.

Ich habe das ganze bisher nur mit der Karbonathärte testen können, weil ich bis heute nicht wusste, dass auch mein Photometer das kann und mir die passenden Tropfen für die anderen Messungen fehlen - die muss ich im Poolzubehör-Shop erstmal bestellen... :Ahh

Als Messwert habe ich 117 mg/l CaCO3 erhalten. Geteilt durch 17,8 ergibt 6,57°dH als Karbonathärte von meinem Leitungswasser. Mein Wasserversorger hat mir 6,52 in die Anlayse geschrieben. Sieht schon mal gut aus.
Nächster Test: Umrechnung in HCO3 und mal sehen was der Wasserrechner von MMuM ausspuckt: 117 / 17,8 * 21,8 = 143 mg/l HCO3

MMuM.JPG
MMuM.JPG (33.9 KiB) 1025 mal betrachtet

Das sieht auf den ersten Blick mal ganz vielversprechend aus. Wenn die anderen Reagenzien da sind, werde ich ein Update geben.


Gruß
Stephan
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jung.step
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Re: Pool Lab 1.0 für die Analyse der Restalkalität

#2

Beitrag von jung.step »

Heute hatte ich endlich mal Zeit, das ganze zu testen.

20230703_162234.jpg
20230703_162248.jpg

Messwerte:

Karbonathärte: 99mg/l CaCO3 geteilt durch 17,8 = 5,56 °dH

Gesamthärte: 248 mg/l CaCO3 geteilt durch 17,8 = 13,93 °dH

Calciumhärte: 146 mg/l CaCO3 geteilt durch 17,8 = 8,2 °dH

Magnesiumhärte: 248 mg/l CaCO3 - 146 mg/l = 102 mg/l CaCO3 geteilt durch 17,8 = 5,73 °dH

Restalkalität

5,56 - (8,2/3.5) - (5,73/7) = 5,56 - 2,34 - 0,82 = 2,4 °dH gemäss Formel aus "Bier brauen", S.253, Jan Brückelmeier, 2018 ulmer Verlag

Fazit

Das Verfahren funktioniert. Ob man den Aufwand betreiben möchte, muss jeder selbst entscheiden. Die gemessene Gesamthärte ist im etwa 1,5 °dH geringer als die letzt Analyse, die ich vom Wasserverband habe. Wieviel Einfluss da jeweils die Schwankungen im Wasser vs. meine Möglichkeiten möglichst genau zu arbeiten ist natürlich schwer zu sagen.
Für mich lohnt es sich, weil ich das Gerät sowieso für den Pool nutze. Die beiden zusätzlichen Reagenzien habe ich für ca. 35€ inklusive Versand beim Pool-Fachhandel bestellt. Laut Hersteller reicht der Inhalt für 50 Testungen. Macht also ca. 0,70 € pro Messung.
Erstaunlich fand ich den Zeitaufwand für die Calciumhärte mit 520 Sekunden, dann rühren und nochmal testen. Die meisten Tests dauern unter 1 Minute. Manche Tests bewegen sich bei 2 Minuten. Aber das ist ja planbar, wenn man es weiß.

Gruß :Drink
Stephan
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guenter
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Re: Pool Lab 1.0 für die Analyse der Restalkalität

#3

Beitrag von guenter »

Leider ist die Restalkalität nur ein Hilfsmittel, entscheidend ist der pH-Wert der Maische. Und je nach Bierstil kann man noch weiter zaubern. Im Braumagazin sind gute Artikel darüber, Schlumpf's Wasserrechner baut darauf auf. Kennst du sicher alles.

In Anbetracht dessen frage ich mich schon, ob es den Aufwand wert ist? :Grübel
Bier trinken ist besser als Quark reden! :Drink
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jung.step
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Re: Pool Lab 1.0 für die Analyse der Restalkalität

#4

Beitrag von jung.step »

Ich gebe zu es ist etwas nerdig - auf der anderen Seite ist das Gerät vorhanden und natürlich wollte ich auch wissen, wie es hier gesehen wird unter den Brauern, die das ganze schon länger betreiben und oftmals auch gelernt/studiert haben.
Vieles kenne ich noch nicht - was ja ein entscheidender Grund war mich hier anzumelden - und von daher bin ich froh über jedes Feedback.
Beispielsweise habe ich es bisher so verstanden, dass ich die Wasserzusammensetzung und die Restalkalität je nach gewünschten Bierstil einstellen muss, um es zu optimieren. Ich ging bisher davon aus, dass sich der (annähernd) optimale Maische-PH dann entsprechend "automatisch" einstellen wird, wenn die RA passt.
Hierzu würde ich gerne mehr erfahren.

Gruß
Stephan
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coyote77
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Re: Pool Lab 1.0 für die Analyse der Restalkalität

#5

Beitrag von coyote77 »

Eher umgekehrt wird ein Schuh draus. Der ph-Wert ist entscheidend, damit die Amylasen perfekt arbeiten können. Die RA ist nur ein Hilfswert um das zu erreichen.
Gut erklärt ist das auch bei MMum, unterhalb des Wasserrechners.

Edit: natürlich gibt es auch noch andere Parameter, die je nach Bierstil unterschiedlich wichtig sind. Hier kann ich auch nur den Artikel im Braumagazin empfehlen
Grüße, Andreas :Drink

Zum Biere drängt, am Biere hängt doch alles.
(Frei nach J. W. von Goethe)
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jung.step
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Re: Pool Lab 1.0 für die Analyse der Restalkalität

#6

Beitrag von jung.step »

Hallo,

Danke für die Antworten. Jetzt habe ich nun mein Wasser verschnitten, aufgesalzt und passig zum zu brauenden Bier zusammen gebastelt, so das mein Wasser die Toleranzbänder für Kat- und Anionen des jeweiligen Bierstils trifft und auch die passende RA hat.

Ich verstehe es nun so, dass ich den pH-Wert der Maische trotzdem messen sollte (kann ich mangels Messgerät noch nicht), aber das leuchtet ein.

Wenn der Messwert passt: Juhu - Aber was mache ich wenn der Messwert zu hoch/zu tief ist? :Waa

Wie geht Ihr dann vor? Wie häufig kommt so etwas nach Euren Erfahrungen vor?

Gruß
Stephan
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jbrand
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Re: Pool Lab 1.0 für die Analyse der Restalkalität

#7

Beitrag von jbrand »

jung.step hat geschrieben: Dienstag 4. Juli 2023, 21:06 Wenn der Messwert passt: Juhu - Aber was mache ich wenn der Messwert zu hoch/zu tief ist? :Waa

Wie geht Ihr dann vor? Wie häufig kommt so etwas nach Euren Erfahrungen vor?

Gruß
Stephan
Ich bereite mein Brauwasser mit Hilfe eines Wasserrechners vor dem Brauen auf und messe dann ca. 15 min. nach dem Einmaischen den ph Wert. Meistens ist der noch zu hoch und ich gebe dann Milchsäure zu, soviel, bis der ph Wert passt. Aufpassen muss man nur auf die Geschmacksschwelle von Milchsäure, zu viel schmeckt man wohl. Siehe Braumagazin.
Viele Grüße

Jens
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